Bei dem Begriff Yoga denken viele erstmal an aufwendige Dehnübungen und komplizierte Halteübungen, die nur durch jahrelanges Training oder extrem laxe Bänder und Sehnen wirklich durchzuführen sind. Dabei verbirgt sich hinter dieser Sportart noch eine ganze Menge mehr.
Yoga ist ein Jahrtausende alte indische philosophische Lehre und bedeutet auf Sanskrit so etwas wie „anspannen“. Tatsächlich prägen vor allem diese Dehnungsübungen unser Bild und haben Yoga dadurch in der westlichen Welt so populär gemacht. Die rein körperliche Ertüchtigung stellt aber nur einen kleinen Teil der Philopsophie dar und nennt sich eigentlich speziell „Hatha Yoga“. Aus Indien kam dieser Trend in den 60er- und 70er-Jahren vor allem durch die Hippie-Bewegung in die Vereinigten Staaten und von dort aus dann auch zu uns nach Deutschland.
In den letzten Jahrzehnten werden aber nun auch die anderen Aspekte der Yoga-Kunst in der westlichen Welt bekannt und erhalten eine breite Aufmerksamkeit. Dabei dreht es sich vor allem um Konzentrationsübungen für Geist und Seele sowie Entspannungsübungen. Mittels bestimmter Atemtechniken wird der Körper gezielt beruhigt, der Puls verlangsamt und ein hoher Grad an Entspannung erreicht.
Als eine der sechs klassischen Philosophien (Darshanas) der indischen Philosophie unterscheidet sich Yoga vor allem auch durch die Askese von der westlichen Form der New-Age-Bewegung. Die Yoga-Tradition wurde wie andere Trends im Westen verändert und angepasst. Normalerweise wird die ursprüngliche Art des Yogas traditionell in entsprechenden Schulen gelehrt. Lehrmeister sind die sogenannten Yogis, die diesen Beruf in Indien sogar studiert haben und meistens aus der Kaste der Gelehrten stammen, den Brahmanen.
In den USA hat die dort praktizierte Form des Yogas ihren Ursprung eher im 19. Jahrhundert. Gerade im Zuge der Internetrevolution und dem Trend der Fitness-Videos, der entsprechenden Instagram-Accounts sowie im Zusammenhang mit einer bewussten Ernährung und einem gesunden Lebensstil erfreuen sich nicht nur die körperlichen Anwendungsbereiche großer Beliebtheit. Gerade auch Entspannungs- und Konzentrationsübungen für die Psyche werden von immer mehr Arbeitgebern gefördert und sollen in modernen Unternehmen wie Google- und Apple die Kreativität und Zufriedenheit bei der täglichen Arbeit antreiben.
Dass regelmäßige körperliche Ertüchtigung sowie Atemübungen das allgemeine Wohlbefinden der Physis und Psyche verbessern können, dürfte unbestritten sein. In welchem Ausmaß diese Effekte allerdings stattfinden, das dürfte von Person zu Person unterschiedlich ausfallen und vor allem mit der Veranlagung und dem Charakter zusammenhängen.
Da entsprechende Yoga-Kurse heutzutage fast in jedem Fitnessstudio und in vielen Vereinen angeboten werden, sollte man sich vielleicht auch ohne studierten Yogi einmal dieser indischen Philosophie (oder dem, was der Westen daraus gemacht hat) widmen. Vielleicht gefällt einem das Training ja so gut, dass man dabei bleibt und so langfristige Effekte auf Körper und Geist bemerkt.
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